« zurück

Pfeilschwanzkrebse

Wissenswertes

 

Deutscher Name: Pfeilschwanzkrebs

Englischer Name: Horseshoe crab

Thailändischer Name: Maeng da thale

 

Überstamm: Häutungstiere (Ecdysozoa)

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)

Unterstamm: Kieferklauenträger (Chelicerata)

Klasse: Merostomata

Ordnung: Schwertschwänze (Xiphosura)

Familie: Pfeilschwanzkrebse

Wissenschaftlicher Name: Limulus polyphemus

Gattungen:
- Limulus polyphemus (atlantische Küste zwischen Maine, USA und Yucatan, Mexiko)

- Limulus carcinoscorpinus & Limulus trachypleus (südostasiatische Küstengebiete)

 

 

Zu den besonderen Delikatessen Süd-Thailands (s.u.) zählen Pfeilkrebsschwänze der Gattung Limulus trachypleus, die als lebende Fossilien wahre Boten der Urzeit sind. Diese urtümlichen, pferdefußähnlichen Wassertiere existieren schon seit mehreren hundert Millionen Jahren auf der Erde. Erstaunlicherweise haben sie sich im Laufe der Zeit so gut wie gar nicht verändert. Die einschließlich Schwanzstachel bis zu 60 cm langen Schwertschwänze gleichen keinem uns heute bekannten Tier.

 

Die Körperform der meist auf dem Rücken schwimmenden Pfeilschwanzkrebse erinnert vage an einen Pferdehuf (s. Video ). Daher werden diese Tiere im englischsprachigen Raum auch als "Horseshoe crab" bezeichnet.

 

Im wesentlichen besteht der braune Körper aus einem Vorder- und Hinterteil, welche mit einem flexiblen Gelenk verbunden sind und von einem mächtigen, gewölbten Panzer vor Fressfeinden geschützt wird. Erfolgt ein Angriff, rollen sie sich einfach ein. Durch mehrmaliges Einrollen und Auseinanderklappen können die Tiere sich im weichen Meeresboden eingraben.

 

Die natürlichen Feinde der Pfeilschwanzkrebse sind vorwiegend Meeresschildkröten, die sich gern an den Weichteilen der Unterseite vergreifen. Seevögel interessieren sich lediglich für den Laich der Wassertiere.

 

An dem Vorderkörper, der auch Prosoma genannt wird, befinden sich auf einer seitlichen Erhebung des Panzers zwei komplexe, knopfartige Facettenaugen. Am vorderen Rand des Panzers befinden sich zusätzlich zwei s.g. Punktaugen mit denen Licht wahrgenommen werden kann. An der von oben nicht einsehbaren Unterseite befinden sich ein  rinnenartiger Mundraum, der zwischen den Beinpaaren liegt, klauenartige Mundwerkzeuge sowie 5 Beinpaare, von denen die ersten 2 Paare in einer Art Schere enden, die als Werkzeuge für die Nahrungsaufnahme dienen. Das letzte Beinpaar verfügt über blattförmig gestaltete Enden, mit denen der Kiemenraum verschlossen oder Atemwasser durchgefächert werden kann.

 

Der kleinere, mit Stacheln umsäumte dreieckförmiger Hinterkörper, auch Opisthosoma genannt, verfügt über 2 Extremitätenpaare, die als eine Art Schwimmfüße zur Fortbewegung eingesetzt werden sowie 5 Kiemenpaaren. Bei der in Thailand weit verbreiteten Gattung Limulus trachypleus fehlen bei den weiblichen Tieren die letzten 3 Stachelpaare. Zusätzlich befindet sich am hinteren Ende des Hinterteils ein gefährlich aussehender langer Stachel, der Telson . Von ihm geht jedoch keinerlei Gefahr aus. Er dient dem schwerfälligen Urtier lediglich als Hilfsmittel zum Aufrichten.

 

Untereinander sind Pfeilschwanzkrebse sehr friedliche Zeitgenossen. Lediglich in der Fortpflanzung der Tiere, die in einem Alter zwischen 9 und 12 Jahren geschlechtsreif werden, konkurrieren die Männchen, die durch die letzten drei langen Seitenstacheln am Hinterteil gekennzeichnet sind, um die Weibchen. Die Laichablage und Fortpflanzung findet nur bei Hochwasser am Strand statt. Dabei umklammert das kleinere Männchen, dessen erstes Laufbeinpaar hakenförmig gestaltet ist, das größere Weibchen während der Eiablage und besamt so die in Sandmulden abgelegten 200 bis 1.000 Eier. Die Eier werden anschließend mit Sand abgedeckt. Nach der Paarung verendet ein Großteil der Tiere am Strand. Die restlichen Tiere begeben sich zurück in die Tiefen des Meer.

 

Aus den 1-2 mm kleinen Eiern entwickeln sich anfangs ca. 1 cm lange Larven, bei denen zwar alle Segmente, jedoch nur wenige Extremitäten vorhanden sind. Erst nach der Larvenhäutung sind Schwanz und Beinchen zu erkennen. Weitere Häutungen geben dem Tier die endgültige Form. Die jungen Pfeilschanzkrebse werden beim nächsten Hochwasser wieder zurück ins Meer gespült.

 

Die Nahrung der Urzeittiere besteht vorwiegend aus Muscheln, kleineren Schnecken und Fische, Weichtiere, Würmer und Algen, die sie zwischen ihren massiven Hüften zerkleinern.

 

Pfeilschwanzkrebse bevorzugen eine Wassertemperatur zwischen 12,5°C und 28,5°C und halten sich gern auf dem Meeresboden flach verlaufender Sandküsten in einer Tiefe von bis zu 40 m auf. Diese sehr widerstandsfähigen Tiere können im Meer auch Schwankungen des Salzwassergehaltes problemlos aushalten. Zudem können sie sich tagelang an Land aufhalten. Auch äußeren Umwelteinflüssen trotzen sie mühelos entgegen.

 

Erstaunlich ist, dass die südostasiatische Gattung Limulus Carcinoscorpius sowohl im maritimen als auch Brack- und Süßwasserbereich anzutreffen ist.

 

Bemerkenswert ist auch, dass die Tiere über blaues Blut verfügen. Die Färbung des Blutes wird durch Hämocyanin hervorgerufen, was wiederum eine starke Abwehrreaktionen des Immunsystems auslöst. Aufgrund dessen sind die Pfeilschwanzkrebse für die moderne Wissenschaft von besonderem Interesse. Kämen die Wissenschaftler hinter das Geheimnis, wie diese Tiere Bakterien erfolgreich bekämpfen, könnte das eine Revolution in der Humanmedizin bedeuten. In einem Beitrag der Universität Mainz wird folgendes dazu ausgeführt:

 

"Wenn die Blutzellen des Arachnids (Pfeilschwanzkrebses) mit Bakterien in Kontakt kommen, platzen die Zellen auf, wobei Enzyme freigesetzt werden. Diese verursachen wiederum ein Gerinnsel, in dem die Bakterien festgehalten werden. Gleichzeitig sondern kleine Blasen in den Blutzellen ein natürliches Antibiotikum ab."

 

Auch wurde in den 70er Jahren der Limulus-Amoebozyten-Lysat-Test (LAL-Test) entwickelt, mit dem man die Quantifizierung von Endotoxinen in Rohstoffen, die bei der Herstellung verwendet werden sowie Wasser nachweisen kann.

 

 

 

Delikatessen am Straßenrand

 

Auf einigen Märkten, die hauptsächlich von Einheimischen besucht werden, sowie an ausgesuchten Ständen entlang vieler Straßen findet man eine besondere thailändische Delikatesse: "Yam khai maeng da thale", Pfeilschwanzkrebseier mit pikantem Salat. Die Zubereitung ist sichtlich einfach.

 

Die weiblichen Pfeilschwanzkrebse werden auf dem Grill gegart. In der Zwischenzeit in einer separaten Schüssel zerhakte grüne Mango, Schalotten und Chili vermengen und mit Limettensaft, Fischsauce und Zucker abschmecken. Anschließend die Unterseite des fertig gegarten Tieres aufschneiden. Die kleinen Eier entnehmen und ebenfalls die Schüssel geben. Dann alles umrühren und schon in das beliebte Gericht fertig (Rezept s.u.).

 

Der Geschmack der Pfeilschwanzkrebseier ist für Europäer sehr gewöhnungsbedürftig. Ich persönlich würde ihn als "muffig" mit unangenehmen Nachgeschmack beschreiben.

 

 

Delikatessen am Straßenrand

 


Auslage am Stand


Pfeilschwanzkrebs, gerade vom Grill geholt


Der noch heiße Pfeilschwanzkrebs wird abgelegt


Der weibliche Urtier wird an der Unterseite geöffnet


Die Eier werden entnommen ....


... und der Panzer zur Seite gelegt.


Der "spicy salad" wird angerichtet


die Eier hinzugeben und vermengt.


Die pikante Mischung wird ...


in eine Tüte abgefüllt und ....


... zusammen mit dem Körper verpackt.

 

 

 

 

Rezepte

 

» Yam khai maeng da thale

Zutaten:

- 1 Tasse gedämpfte Eier des Pfeilschwanzkrebs*

- 1/2 Tasse zerhakte grüne Mango

- 1 Esslöffel dünn geschnittene Schalotten

- 1 Teelöffel dünn geschnittene Chili

- 1/2 Esslöffel Limettensaft

- 1 Esslöffel Fischsauce

- 1/2 Teelöffel Zucker

 

Zubereitung:

Alle Zutaten in einer Schüssel vermengen und abschmecken.

 

* auf vielen Märkten gibt es bereits fertig gedämpfte Eier oder einen weiblichen Pfeilschwanzkrebs kaufen
  und diesen ca. 20 Minuten auf dem Grill legen.

 Quelle: http://thaiseafood.blogspot.com (engl.)

 

 

» Khanom khai maeng da*

 

Zutaten:

- 1 Tasse Pfeilschwanzkrebseier

- zerhakte Kokosnuss

- Kokoszucker

 

Zubereitung:

Die Kokosnuss mit dem Kokoszucker solange braten, bis die Masse klebrig wird. Dann die Pfeilschwanzkrebseier dazugeben und alles über dem Feuer so lange rühren, bis die Mixtur dunkelbraun und gefestigt ist. Nachdem die Masse süße, nussig schmeckende Masse abgekühlt ist, in kleine mundgerechte Stückchen brechen.

 

* Diese Spezialität gibt es nur in den Fischergemeinden im Raum Phetchaburi.

Quelle: http://www.tatnews.org/emagazine/3539.asp

 

 

 

Weiterführende Infos

 

Ausführliche Infos zum Pfeilschwanzkrebs:

- Wikipedia

- Universität Mainz

- Wirbellose.de

- Video von schwimmenden Pfeilkrebsschwänzen von Ingo-Ernst Richter (Frankfurt a. M.)

- Colorado State University (Fotos mit ausführlicher Erklärung)

 


 

« zurück

Pralinen